Sie sagen, dass in Niedersachsen Millionenwerte (in Form von Trüffeln) im Boden vergammeln. Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung? Deutschland war bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges Trüffelexportland. Aus der damaligen Zeit konnte von einem einzigen Trüffelgroßhändler (Möhle aus Hohenbüchen bei Alfeld) aufgrund eines Wareneingangsbuches rund 1000kg als Jahresumsatz ermittelt werden. Die erfolgreichsten „Trüffeljäger“ lieferten zwischen 80 und 120kg pro Jahr ab.
Warum ist die Trüffelsuche so unpopulär geworden?
Nur wenige kannten die Geheimnisse, wo und wie man die Trüffeln findet. Diese Geheimnisse wurden nur innerhalb der Familien von Generation zu Generation weitergegeben. Wer in den Krieg zog, nahm die Geheimnisse mit, ohne sie vorher weiter zu geben. Im Dritten Reich war es zudem zunehmend verpönt, dass Adel und Klerus sich diese Köstlichkeiten leisten konnten. Jüngere Generationen haben daher von der Existenz der Trüffeln nicht mal mehr erfahren. Selbst deutsche Pilzexperten (oder solche, die sich dafür halten) kennen sich mit den tatsächlichen Verhältnissen nicht aus. Glauben es gäbe sie nicht.
Was ist heute ein Trüffel wert?
Es gibt rund 300 verschiedene Trüffelarten. Einige davon sind essbar. Giftige sind keine bekannt. Für Trüffeln aus der Gruppe (Schwarze Trüffeln) um Tuber aestivum (Sommertrüffel) und Tuber uncinatum (Burgundertrüffel) zahlt man beispielsweise in Hamburg bei einem italienischen Großhändler je nach Marktlage um etwa 1,00 €/g. Ein Kilo dieser schwarzen Knollen haben also einen Marktwert von rund 1.000 €. Diese beiden Trüffelarten wachsen auch in Deutschland, insbesondere in Niedersachsen und waren Gegenstand des erwähnten Handels.
Kann man auch ohne Hund Erfolg haben (bzw. was ist eigentlich mit Schweinen)?
Wer wie ich selbst genügend trainiert ist, erkennt Fundstellen auch ohne Hilfsmittel. Schnecken, aufgeplatzte Erde oder Insekten aber auch Vogelfraß weisen dabei den Weg. Hunde aller Rassen sind für die Trüffelsuche geeignet, jedenfalls wenn der Hundeführer sein Handwerk versteht. Bevorzugt für die Suche werden aber Rassen wie Lagotto Romagnolo. – Die Suche mit Schweinen hört der Vergangenheit an.
Wo gibt es in Südniedersachsen Trüffel?
Überall wo es ganz bestimmte Bäume und/oder Sträucher gibt. Alle Trüffelarten sind nämlich Symbiosepartner. Wenn es allein um die erwähnten „besonderen Arten“ geht, ist das in allen Regionen der Fall, wo es kalkhaltigen Boden gibt. Diese Standortbedingungen erfüllen weit über 100 Höhenzüge allein in Niedersachsen. – Trüffelplantage statt Streuobstwiese: Genau diese Gebiete sind auch geeignet, wie aus Frankreich, Italien und Spanien bekannt, um Trüffelplantagen anzulegen. Von französischen und spanischen Züchtern habe ich noch vor wenigen Tagen bestätigt bekommen, dass Erträge von 30-50 kg/ha und Jahr normal sind. Gute Plantagen bringen 80-120kg pro Hektar und Jahr.
Wann ist Saison?
Mit T. aestivum (Sommertrüffel) geht es je nach Witterungsverlauf in Niedersachsen etwa Mitte Juli los. T. uncinatum folgt dann nahtlos im Herbst und ist hauptsächlich in den Wintermonaten (auch bei Schnee!) bis Anfang März zu finden. (Ich war heute mit einer Hundetrainerin in der Schweiz unterwegs. Hier geht es gerade mit Tuber aestivum los. Wir haben heute gleich mehrfach Erfolg gehabt.)
Wie groß ist das Interesse an Ihren Trüffelkursen bisher?
Für „normale“ Pilzfreunde ist das eine „Nummer zu hoch“. Wer glaubt denn schon, dass es in Deutschland wirklich Trüffeln gibt? Ich will zunächst einmal Interesse durch umfängliche Aufklärung wecken. Darüber hinaus möchte ich Garten-, Haus- und Grundbesitzer animieren, anstatt eine Hecke aus Hainbuchen hinzupflanzen, es mal mit Trüffeln infizierten Hainbuchen zu probieren. Nicht einfach drei Haselnusssträucher in den Garten zu packen, sondern mit Trüffeln infizierte Büsche zu pflanzen.
Gibt es wichtige Dinge bei der Suche zu beachten (rechtlich)?
Ja, ein kleiner Teil der wild wachsenden Trüffeln (nur die Gattung Tuber) stehen unter Naturschutz. Deswegen plädiere ich für die Ansiedlung an geeigneten Stellen. Da muss man aber mehr beachten, als mancher Gartenfachmann so ahnt. Deswegen ist erst einmal Schulung wie jetzt in Dassel notwendig.
Zum Schluss noch: Wie alt sind Sie?
Ich bin 63 Jahre. Jung. Nicht alt.