Presseanfrage und schriftliches Interview im Februar 2013, Jennifer Panjas
Frage: Herr Honstraß, wie sind Sie dazu gekommen Trüffel zu sammeln und wie hat sich Ihre Leidenschaft hierfür seitdem entwickelt?
Antwort: Ob selbst ernannte oder universitäre Pilzexperten, bei uns in Deutschland gilt: Trüffeln sind selten. Sogar sehr selten. Um mit diesem verbreiteten Unsinn aufzuräumen habe ich mir in den Kopf gesetzt, die tatsächlichen Verhältnisse bei uns gezielt zu ermitteln. Immerhin war Deutschland bis vor 100 Jahren noch Trüffelexportland. Schon das weiß niemand mehr. Um die tatsächliche Verbreitung herauszufinden, vermittle ich als Pilzlehrer bundesweit systematisch Kenntnisse und trainiere Fähigkeiten, wie und wo man mit seinem Hund in Deutschland Trüffeln findet. (Siehe: www.pilzschule.de ) Waren beispielsweise vor zwei Jahren nur ganze vier Fundstellen (alles Zufallsfunde) in Niedersachsen von der Burgundertrüffel (Tuber aestivum var. uncinatum) bekannt, habe ich mit meiner von mir gegründeten „Forschungsgruppe Hypogäen“ inzwischen über 300 Stellen in bislang zehn Landkreisen nachgewiesen. Dazu kommen Nachweise meiner Pilzschüler in Bayern, Thüringen, Sachsen und Hessen. Fazit: Deutschland liegt voll mit Trüffeln. Allerdings vergammeln diese in der Erde. Ein Marktwertverlust von mindestens im zweistelligen Millionenbereich, denn aus Unwissenheit stellte man die echten Trüffeln Mitte der 1980er Jahre unter Naturschutz.
Frage: Was macht für Sie den besonderen Reiz und die Faszination an Trüffeln aus?
Antwort: Für viele Pilzsammler ist es schon schwierig genug, Steinpilze oder etwa Pfifferlinge zu finden. Noch schwieriger wird es, wer die köstlichen Morcheln finden will. Der höchste Schwierigkeitsgrad allerdings ist Pilze zu finden, die man so nicht sehen kann. Um es mal anders auszudrücken: Aufgaben die andere für unlösbar halten, haben mich schon immer gereizt. Besonders faszinieren mich auch vergessene Kenntnisse und Erfahrungen wiederzuentdecken und weiterzugeben, zielorientiert Fähigkeiten zu schulen und andere zum Erfolg zu führen.
Frage: Von einem Trüffelschwein haben die meisten schon einmal gehört. Haben Sie auch eines oder wie sonst machen Sie sich auf die Suche nach den Trüffeln?
Antwort: Mit Trüffelschweinen suchte man in Zeiten, als diese noch zur Mast in die Wälder getrieben wurden. Da mussten die „armen“ Schweine ihren Unterhalt noch selbst verdienen. Diese naturnahe Art der Tierhaltung wurde ja völlig aufgegeben. Außerdem ist es viel einfacher, einen Hund im Auto zu transportieren, als ein Schwein auf dem Beifahrersitz zu befördern. Ich habe mir im Laufe der Jahrzehnte besondere mykologische, geographische, geologische, topographische und ökologische Kenntnisse angeeignet, die es mir ermöglichen auch ohne Hund Trüffeln zu finden. Das ist allerdings sehr mühsam und zeitaufwändig. Aber es geht.
Außerdem bin ich ja das ganze Jahr im In- und Ausland in Sachen Pilze unterwegs. Da ist keine Zeit für einen eigenen Hund. Ersatzweise bin ich Patenonkel von zwei erfolgreichen Trüffelhunden der Rasse Lagotto Romagnolo. Lisa wohnt bei Jochen und Bärbel in Hamburg (www.trueffelfreunde.de) und Beppo bei Marion in Bad Harzburg (www.wiesenpilze.de).
Frage: Wann gehen Sie Trüffel sammeln? Zu welcher Jahreszeit lohnt es sich besonders und welche Wetterbedingungen sollte man eventuell abwarten, um den größtmöglichen Sammelerfolg erzielen zu können?
Antwort: Zwischen 250 und 300 Trüffelarten sind allein in Mitteleuropa bekannt. Wie viel Arten das genau sind, weiß keiner so recht. Schon die große Zahl deutet darauf hin, dass diese Pilze nicht alle zur gleichen Zeit wachsen, sondern sich mehr oder weniger über das ganze Jahr verteilen. Unechte Trüffeln brauchen nur wenige Tage bis Wochen zur Reife. Echte Trüffeln benötigen dagegen sehr r viel mehr Zeit um heranzuwachsen. Vom Babystadium bis zu reifen Knolle ist das rund zehn bis zwölf (!) Monate. Über den Geruch machen sie dann erst bei Reife bemerkbar. Das macht Sinn, denn so werden Sie von vielen Tieren über den Duft wahrgenommen, gefunden und gefressen. Die unverdauten Sporen werden dann mit dem Kot ausgeschieden und verbreitet. – Nur wir Menschen haben uns aus diesem natürlichen Kreislauf verbschiedet!
Frage: Was waren bislang besonders schöne Momente die Ihnen das Trüffel-sammeln beschert hat?
Antwort: Ich selbst sammle ja keine Trüffeln, esse die nicht einmal. Umso mehr Freude bereitet es mir, Hund und Hundeführer auszubilden. Dabei zu sein, wenn diese ihre ersten wild wachsenden Trüffeln finden. Größere Glücksmomente für den Hundeführer gibt es im Leben nicht. Das bestätigten alle. Und dass ich daran teil haben kann, ist das größte Glück. Das freut mich ganz besonders.